(aus echo-online.de vom 28.05.11)

TSV Langstadt möchte sich in der Gruppenliga festsetzen – Trainer Kern: Wir behalten unsere Philosophie bei

Kreisoberligameister 2010/2011: Dieser T-Shirt-Druck war in Langstadt schon vor der Partie gegen die Spvgg Groß-Umstadt am vergangenen Sonntag auf dem Rücken vieler Vereinsmitglieder und -unterstützer zu lesen. Ein Zeichen dafür, dass der TSV bereits am Wochenende zuvor sein Ziel, Aufstieg in die Fußball-Gruppenliga Darmstadt, erreicht hatte. „Nach einer so harten und erfolgreichen Saison bin ich niemandem böse, der heute nicht hundert Prozent gab“, sagte Trainer Wolfgang Kern nun nach dem 2:3 im letzten Heimspiel (wir berichteten).
Aus den Reihen der Anhängerschaft sind während der Begegnung Unmutsäußerungen zu hören: „Mensch, reißt Euch doch mal zusammen, wir haben Eintritt bezahlt“, schallt es beim frühen Stand von 0:2 über den Platz. Etwa 100 Zuschauer sind gekommen. „Eigentlich können Sie vom Doppelten ausgehen“, sagt Manfred Kämmerer, der schon seit 35 Jahren regelmäßiger Besucher ist und früher selbst spielte. Er freut sich natürlich, dass der TSV wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt. Beachtlich vor allem deshalb, weil es keine Industrie im nur 1600 Einwohner zählenden Ort gebe.
Also braucht es Alternativen: „Wir ernähren uns selbst – und die Fans“, sagt Theo Greiner, Leiter des Förderkreises. Der ist die primäre Finanzquelle, Geld kommt vor allem über den Verkauf von Essen und Trinken auf dem Sportgelände rein.

Apropos Essen: Die Spieler Georgios und Michail Ioannidis bieten nicht nur griechische Fußballkultur, sondern zum inoffiziellen Saisonabschluss auch die Chance auf ein Festmahl im elterlichen Restaurant in Kranichstein an. Die Mannschaft nimmt sie gerne wahr und kehrt dort nach dem letzten Spiel am Sonntag (Anstoß, 15 Uhr) in Bad König ein. Fans, die einmal mehr mit dem Bus zu einem Auswärtsspiel fahren, können sich auch am Büfett laben – das Geld dafür kommt dem Verein zugute.
Trotz nach Aussage der Verantwortlichen dünner Haushaltslage ist es der Abteilung gelungen, die erste Mannschaft neu aufzustellen. „Wir haben ja vier Jahre Gruppenliga gespielt, es aber versäumt, rechtzeitig zu verjüngen“, sagt Greiner, die gute Seele des Vereins. „Jetzt gehen wir planmäßiger vor.“
Teammanager Daniel Giewolies spricht von einer Umstrukturierung. Fünf Spieler sind vor der Saison aus Ober-Beerbach und vier aus Schneppenhausen gekommen, außerdem Trainer Kern von Hassia Dieburg: alles höherklassige Vereine. Giewolies: „Das primäre Ziel war Aufstieg und heißt für die kommende Saison Klassenerhalt. Wir sind froh, Leistungsträger halten und den Kader außerdem in der Breite verstärken zu können.“
Der Trainer sagt, das Team habe sich einen Zeitplan für zwei Jahre gesteckt, „um so erfreulicher, dass es gleich geklappt hat“. Ein i-Tüpfelchen war das Erreichen des dann auch noch lange offen gehaltenen Dieburger Kreispokalfinales gegen Viktoria Aschaffenburg. Der fränkische Verbandsligist siegte am Ende mit 3:1. Torwart Marco Zeyer hatte sich dabei und die ganze Saison über als sicherer Rückhalt erwiesen.
Damit der TSV nächste Saison die Klasse hält, müssen die Stürmer um Torschützenkönig Eric Helfmann wieder so gut im Abschluss sein wie in dieser Spielzeit (aktuell 92 Treffer). Die Stärke der Mannschaft liegt in der Offensive.
Der Trainer lässt nach eigenen Worten immer gerne mutig nach vorn spielen. „Das bedeutet, auch mal höheres Risiko einzugehen.“ Die Philosophie soll vorerst beibehalten werden. „Natürlich müssen wir abwarten, ob der Weg weiter oben auch noch zum Erfolg führt.“
Greiner geht zumindest davon aus, dass Spieler und Zuschauer heiß auf die Gruppenliga sind. „Hier geht das sportliche Flair los“: ein Anreiz, die jungen Spieler zu halten. Der Altersschnitt soll sogar noch sinken. „Kommende Saison wird in der Mannschaft niemand über 30 sein“, kündigt Giewolies an.
Als Gruppenligist hat der TSV eine zweite Mannschaft zu stellen. Sie muss in der Kreisklasse D anfangen – als reine Reserve. „15 junge Leute haben wir schon beisammen“, so der Teammanager. Für die erste Mannschaft erweitern die Mittelfeldspieler Patrick Bohn und Dennis Nessen den Block ehemaliger Ober-Beerbacher, Daniel Ballmann kommt aus Pflaumheim. Stefan Bradasch und Florian Steinmann verlassen den Verein.
„Es war klar, dass wir gejagt werden“, sagt Kern, „aber Gejagte sind schnell und wehren sich“. Grundsätzlich sollten diese Attribute bei umgekehrter Konstellation ein Überleben in der Gruppenliga ermöglichen.