(aus echo-online vom 27.05.22)

KSG Rai-Breitenbach: Freiwilliger Rückzug aus KOL
Die KSG Rai-Breitenbach scheidet aus KOL aus. Sie hat für die kommende Saison zu wenige Spieler für die Klassen zusammenbekommen und versucht einen Neustart in der Kreisliga A.

Von Daniel Seehuber

 

RAI-BREITENBACH - Sportlich haben sie den Klassenerhalt locker geschafft, die Spieler der KSG Rai-Breitenbach. Als Tabellenachter zog die Mannschaft von Spielertrainer Benjamin Bertholdt in die Aufstiegsrunde der Kreisoberliga Dieburg-Odenwald ein, in der sie in den vergangenen Wochen immer wieder Akzente setzen konnte. Noch zwei Spiele bestreitet Rai-Breitenbach in dieser Spielzeit, es sind die vorerst letzten Auftritte in der höchsten Spielklasse im heimischen Fußballkreis. Nach sechs Spielzeiten zieht die KSG ihre Mannschaft zum Saisonende zurück. In der Kreisliga A Odenwald will der Traditionsverein eine neue Mannschaft aufbauen. Der Grund: Sechs Leistungsträger verlassen die ohnehin dünn besetzte Truppe, was die Verantwortlichen trotz intensiver und frühzeitiger Bemühungen nicht kompensieren können. Auch deshalb, weil der Verein nicht über eine eigene Jugendabteilung verfügt und daher stets auf externe Neuzugänge angewiesen ist.

 

„Uns ist die Entscheidung nicht leicht gefallen, aber wir mussten sie treffen“, sagt Martin Büchner, Spieler der ersten und zweiten Mannschaft und zugleich Vereinsvorsitzender. „Wir hatten in dieser Saison nie mehr als 13 oder 14 Spieler, die in der Kreisoberliga spielen können. Für die nächste Saison wäre die Personaldecke noch viel dünner geworden.“ Zur Entscheidung beigetragen habe aber auch die Tatsache, dass die Kreisoberliga in der neuen Spielzeit mit Mannschaften wie dem ambitionierten Aufsteiger SV Hummetroth noch stärker sein werde. Beschlossen wurde der Rückzug im April, rund um die Ostertage. In der Hinrunde hatte das Team mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen, doch damals stemmte sich der Verein noch gegen den freiwilligen Gang in die A-Klasse. Frühzeitig suchten die Verantwortlichen Gespräche mit potenziellen Neuzugängen, aber mehrere Wunschkandidaten sagten ab. Mittlerweile sind viele gestandene Kreisoberliga-Spieler nicht mehr auf dem Markt. Unter diesen Bedingungen wollte niemand im Verein einen größeren Umbruch gestalten. „Dieser Schnitt macht jetzt einfach Sinn“, meint Büchner und ergänzt: „In einigen Jahren wollen wir wieder oben angreifen. In der nächsten Saison wäre ich aber schon damit zufrieden, wenn wir im Tabellenmittelfeld landen.“

 

Die aktuelle Rai-Breitenbacher Mannschaft ist die mit Abstand älteste der Kreisoberliga, lediglich zwei Akteure sind jünger als 30. Das Team ist über Jahre zusammengewachsen, bildete auf dem Platz eine echte Einheit. Aber natürlich war es seit Jahren klar, dass damit in absehbarer Zeit Schluss sein wird. „Für mich ist es jetzt Zeit, meinen Platz frei zu machen“, sagt etwa Spielertrainer Bertholdt, der kürzlich seinen 40. Geburtstag feierte. „Vielleicht werde ich ab und zu aushelfen, wenn man mich braucht. Aber ab Sommer werde ich mich anderen Dingen widmen – vielleicht zieht es mich auf den Tennisplatz.“ Neuer Spielertrainer ist Karsten Luft, ihm zur Seite steht Maximilian Gößner als Co-Spielertrainer. Beide sind mit unter 30 Jahren auf dem Buckel im besten Fußballeralter. Und: Sie kennen den Verein bereits seit vielen Jahren.

 

Vor einigen Jahren hatte die KSG Rai-Breitenbach schon einmal einen größeren Umbruch. Damals übernahm Bertholdt die Mannschaft und führte sie zu großen Erfolgen. Bereits in ihrer ersten Kreisoberliga-Spielzeit sorgte die KSG für Furore, als sie am Ende einen sehr respektablen dritten Platz belegte. Zweimal holte die Truppe nach dem Aufstieg im Jahr 2016 den Kreispokal und durfte deshalb im Hessenpokal ran. „Das waren absolute Highlights, die die Mannschaft zusammengeschweißt hat“, weiß Bertholdt, der mit Wehmut dem Ende dieser Ära entgegenblickt. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das nicht so ist.“ Zwei Spiele stehen noch auf dem Programm – zweimal ein Derby. Am morgigen Sonntag muss das Team beim FC Rimhorn antreten, ehe am Donnerstag die Fahrt nach Lützel-Wiebelsbach ansteht. „Diese Spiele wollen wir genießen und natürlich gewinnen. Und danach werden wir sicher eine große Abschlussfahrt machen“, blickt Büchner voraus.

 

Seitdem der Rückzug feststeht, spielt das Team immer konstanter. Was vor allem daran liegt, dass sich verletzte Spieler zurückgemeldet haben. Aber nicht nur. „Die Mannschaft möchte diese besondere Zeit mit einem guten Gefühl beenden. Einen Stimmungsknacks gab es nie“, berichtet Büchner, der bislang keine Neuzugänge für die neue Saison präsentieren konnte. Trotzdem verspricht er, dass die KSG Rai-Breitenbach weiterhin eine zweite Mannschaft melden wird – eventuell als Spielgemeinschaft. Denn: Die Personaldecke in der Reserve wird dünner, weil einige Spieler künftig für die erste Mannschaft vorgesehen sind. „Es gibt aber keine Überlegungen, auch die zweite Mannschaft zurückzuziehen“, stellt Büchner klar. „Das wäre ein falsches Signal.“