(aus echo-online.de)

El Fahfouhy: Darum bin ich zum SV Hummetroth gewechselt
Einst als „Rohdiamant der Hessenliga“ bezeichnet, spielt Samir El Fahfouhy ab sofort beim Tabellenführer in der Kreisliga A Odenwald. Wie es zu dem Wechsel kam.

 

Von Daniel Seehuber und Eric Hartmann

 

HUMMETROTH - Wenn ein Spieler in eine untere Klasse wechselt, dann hat er seinen Zenit meist überschritten. Oft machen das Spieler, die in fortgeschrittenem Fußballeralter sind. Nicht jeder kann nach langer Karriere so schnell loslassen, will noch ein paar Jahre auf halbwegs passablem Niveau mitkicken. Auf Samir El Fahfouhy trifft dieses Profil nicht zu – obwohl er von der Hessenliga in die Kreisliga A gewechselt ist und künftig für den SV Hummetroth im Odenwald auflaufen wird.

 

Bei Viktoria Griesheim war er in dieser Saison zwar kein Leistungsträger gewesen, aber genauso wenig präsentierte er sich wie ein Spieler, der seine besten Tage hinter sich hat. Man könnte es als mittelschweres Leistungstief bezeichnen, das der 23-jährige defensive Mittelfeldspieler in der Hinrunde erlebte. Nur neunmal durfte er ran, mehrere Male wurde er bloß eingewechselt. Nicht zufriedenstellend für einen jungen Mann, der vor wenigen Jahren in der A-Junioren-Bundesliga spielte und später Angebote aus der Regionalliga bekam. Aber deshalb in die Kreisliga A wechseln? Das wirkt auf den ersten Blick wie ein unvernünftiger Schnellschuss. „Ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen und möchte langfristig in Hummetroth bleiben“, sagt El Fahfouhy, der auf mehr als 100 Einsätze in Hessens höchster Spielklasse zurückblickt.

 

Senkrechtstarter und Leistungsträger
Mitte November waren einige seiner künftigen Teamkollegen auf ihn zugekommen. Im Spiel gegen den SC Hessen Dreieich hatte El Fahfouhy mal wieder auf der Bank gesessen, mal wieder war er unzufrieden gewesen. Und das wussten die jungen Männer aus dem Odenwald, die den 23-Jährigen schon länger kannten. Sie erzählten ihm von ihrem Verein, von großen Ambitionen, von angepeilten Abenteuern in höheren Spielklassen – und El Fahfouhy entgegnete. „Ich weiß nicht.“ Nur wenige Jahre ist es schließlich her, als er als Senkrechtstarter die Hessenliga aufmischte. 19 Jahre war er bei seinem Debüt alt, zählte sofort zu den Leistungsträgern bei Viktoria Griesheim. Sein damaliger Trainer Peter Seitel bezeichnete ihn als „Rohdiamanten“, auch in den folgenden Spielzeiten war er Stammspieler. Und trotzdem heißen die Gegner künftig nicht mehr Fulda oder Hanau, sondern Beerfelden oder Hetzbach. Nach einem längeren Gespräch mit Hummetroths Mäzen Stefano Trizzino war sich El Fahfouhy sicher, dass ein Wechsel in die Kreisliga A genau der richtige Schritte ist. „Trizzinos Pläne haben mich überzeugt. Hier kann in den nächsten Jahren etwas Großes entstehen“, erklärt der BWL-Student, der derzeit seine Master-Arbeit schreibt.

 

Vor der Rückrunde gilt Spitzenreiter Hummetroth bei elf Punkten Vorsprung auf Platz zwei als großer Aufstiegsfavorit. Doch der Blick im Umfeld ist bereits auf die nächsten Jahre gerichtet. Mittelfristig soll der Weg in die Gruppen- oder sogar Verbandsliga führen. „Ich will dabei helfen, dass sich Hummetroth zu einem Aushängeschild im Odenwald entwickelt“, sagt El Fahfouhy. Er ist nur einer von mehreren hessenligaerprobten Spielern, weitere haben in der Verbandsliga Erfahrungen gesammelt. Mit Thomas Epp steht überdies ein Ex-Profi an der Seitenlinie, der bereits mehrere Hessenligisten coachte. „Ich werde aber trotzdem nicht den Fehler machen, die Kreisliga A zu unterschätzen“, betont der gebürtige Darmstädter. „Ich werde schließlich auf Teams treffen, die wohl mit zehn Mann verteidigen werden. Da muss man dann erst einmal Lösungen finden.“ Für die Griesheimer Reserve absolvierte El Fahfouhy in dieser Saison bereits einige Spieler in der Kreisliga A – und will nichts von hölzernen Stilen und fehlender Qualität wissen. „Es spielen mehr gute Spieler in dieser Klasse als viele denken.“

 

„Ich bin zufrieden so wie es jetzt ist“

Vor ein, zwei Jahren hätte es der 23-Jährige wohl nicht für möglich gehalten, eines Tages auf Kreisebene zu kicken. In Griesheim entwickelte er sich derart rasant, dass er das Interesse einiger Regionalligisten weckte. Konkrete Angebote lagen ihm vor, doch El Fahfouhy machte stets einen Rückzieher. „Mir war es wichtig, mein Studium fertig zu machen. Das wäre in der Regionalliga bei fünfmal Training pro Woche schwierig geworden“, erklärt der defensive Mittelfeldspieler, der in der Saison 2015/16 für den SV Darmstadt 98 in der A-Junioren-Bundesliga auflief – und von Trainingseinheiten bei den Profis träumte. „So ganz unrealistisch war das nicht“, meint El Fahfouhy. Doch die A-Junioren spielten damals keine große Rolle im Verein, zumal sie in der Bundesliga einen schweren Stand hatten und am Saisonende abstiegen. Einige Weggefährten des jüngeren Jahrgangs schafften hingegen den Sprung zu den Profis. Doch El Fahfouhy grämt sich deshalb nicht. „Ich bin zufrieden so wie es jetzt ist.“ Er freut sich auf die anstehenden Aufgaben in der Kreisliga A – und auf das Training unter Thomas Epp. „Ich habe gehört, dass er viel fordert und Ambitionen hat.“ Die hat auch Samir El Fahfouhy – obwohl er mehrere Klassen abgestiegen ist.

 

„Wir haben einen flexiblen Mittelfeldspieler gesucht und gefunden. Ich habe bisher nur Gutes über Samir gehört und wir freuen uns, dass wir ihn sofort bei uns im Kader haben“, sagt Hummetroth-Trainer Thomas Epp. Der Transfer sei kurz vor Jahresende perfekt gemacht worden. „Wir hatten zuletzt häufiger mal einen kleinen Kader, von daher tut er uns jetzt sehr gut.“