Stefan Albert, der Mann mit dem Eiskoffer. Foto: Jörg AlbertNachstehend ein Bericht des Main-Echo (18.04.13) über Stefan Albert, der bis 2006 auch die Fussballer des TSV Seckmauern physiotherapeutisch betreut hatte.


Er macht müde Beine wieder munter

Stefan Albert: Der Betreuer des SV Erlenbach lebt für den Fußball - Eigenproduktion der Massageöle

Stefan Albert Keiner kennt die Muskeln und Sehnen der Erlenbacher Fußballer so gut wie er. Er ist nicht nur ein Betreuer und der Mann mit dem Eiskoffer, sondern auch ein väterlicher Freund und Seelendoktor, dem die Spieler auch so manches privates Geheimnis anvertrauen.
Stefan Albert ist seit 2000 der »Medizinmann« des SVE und vor allem für seine Entspannungsmassagen bekannt, mit denen er schon so manche müde Fußballerbeine wieder munter gemacht hat.

 

»Der SV Erlenbach ist wie eine Familie für mich«, spricht der Witwer seinem Verein ein klares Liebesbekenntnis aus. Schon seit dem Jahr 1976 begeistert sich der heute 60-Jährige für das Spiel mit dem runden Leder. Zunächst war Albert rund 25 Jahre als Trainer in der Juniorenabteilung des Fußball-Landesligisten tätig, nach einer Fortbildung folgte der Wechsel in die pflegende Abteilung der ersten Mannschaft. »Ich habe damals in Schweinfurt einen achtwöchigen Jugendleiter-Lehrgang absolviert und dort die ersten Massagekenntnisse erlangt«, schildert der Angestellte in Altersteilzeit den Ursprung seines Hobbys.

Weitere Fortbildungen in der Volkshochschule folgten, außerdem lernte Stefan Albert beim langjährigen TVG-Masseur und zwischenzeitlich verstorbenen Friedel Konz, wie man Tapes anlegt. Und durch seine gute Arbeit wurden auch andere Vereine auf Stefan Albert aufmerksam, so dass er heute ab und zu beim FV Klingenberg, Türk Erlenbach und TSV Seckmauern als Aushilfsbetreuer anheuert.

Wichtig ist dem eingeschworenen Erlenbacher allerdings, dass er kein ausgebildeter Masseur, sondern Massageassistent ist: »Wenn ich merke, dass es größere Probleme gibt, dann schicke ich die Spieler sofort zum Physiotherapeuten oder Arzt.«

Dass so mancher Spieler auf der Massagebank auch sein Herz bei ihm ausschüttet, kann Albert nur bestätigen: »Einige erzählen mir von ihren privaten Problemen und Sorgen, aber das bleibt selbstverständlich alles unter uns.« Nicht nur an den Spieltagen und beim wöchentlichen Abschlusstraining ist der gelernte Bäcker für seine Erlenbacher Fußballer da, auch während der Woche dürfen die Sportler einen ganz besonderen Service in Anspruch nehmen. Wenn es zwickt oder ein Kicker irgendwelche Wehwehchen verspürt, darf er Stefan Albert auch zu Hause besuchen und wird dort exklusiv behandelt. Die Frage nach dem besten Body des aktuellen Landesliga-Spitzenreiters beantwortet der Massageassistent wie aus der Pistole geschossen: »Eindeutig Sylvester Oribhabor. Es ist einfach nur göttlich, ihn zu massieren. Sein Körper ist absolut durchtrainiert, er ist wie ein schwarzer Tisch aus Mahagoni.« Doch das größte Erlebnis für Stefan Albert war es, als er vor einigen Jahren den weltweit bekannten Fußball-Artisten Alfred Reindl in Bürgstadt durchkneten durfte: »Er war sehr nett und hat mich hinterher sogar zu sich eingeladen.«
Gefragt nach den speziellen Wundermitteln, die jeder Medizinmann in seinem Repertoire hat, verrät der 60-Jährige, dass er seine Massageöle selbst herstellt. Als Rohstoff verwendet Albert kaltgepresstes Öl, welches er mit verschiedenen Aromastoffen versetzt. Je nach Zielrichtung kommen belebende, beruhigende oder aktivierende Zusätze zum Einsatz. Des weiteren gibt der Erlenbacher Betreuer zu Protokoll, dass er von Eisspray überhaupt nichts hält: »Das verwende ich überhaupt nicht, weil hinterher durch den Sprühfilm kaum eine Diagnose möglich ist. Ich benutze eigentlich nur Natureis.«

Doch auch das beste Natureis nutzte nichts, als Stefan Albert vor einigen Jahren die schlimmste Verletzung seiner Betreuer-Karriere erleben musste: »Wir haben damals in Kahl gespielt und unser Spieler Mario Gudelj wurde regelrecht unter die Bande gecheckt. Dabei ist er mit dem Fuß hängen geblieben und hat sich im Knöchel so ziemlich alles kaputt gemacht, was überhaupt nur kaputt gehen kann. Ich konnte damals die Verletzung nur steril abdecken und warten bis der Notarzt kommt.«

Ein großes Lob spricht der Trainer des SVE, Jürgen Baier, seinem Betreuer aus: »Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben. Er übt seinen Job mit voller Hingabe aus und ist bei der Mannschaft sehr beliebt.« Allerdings beschreibt Baier den ansonsten eher zurückhaltenden Funktionär als reinstes HB-Männchen, sofern eine Begegnung läuft: »Auf der Bank erkennst du ihn manchmal kaum wieder. Ich muss ihn ab und zu bremsen, weil er sich auch schon mal mit dem Schiedsrichter oder den gegnerischen Spielern anlegt.«

In dieser Saison würde der Erlenbacher Medizinmann gerne mit seinen Jungs in die Bayernliga aufsteigen. Eine Entspannungsmassage würde sicher für jeden einzelnen Spieler herausspringen. Jörg Albert