Saisonrückblick 2003/04 und andere Sprüche + Spielerbeurteilungen

29.06.04
Kurz vor Beginn der neuen Saison schnell noch eine Aufarbeitung der alten Runde, garniert mit Sprüchen ehemaliger Fußballgrößen.

 

Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl (Andreas Möller)
Nach der guten Saison als Aufsteiger hatte sich der TSV für neue Runde sehr viel vorgenommen. Am Ende war man froh, den Abstieg vermieden zu haben. Rang 10 am 1. bzw 14. Spieltag waren die besten Platzierungen während der Runde. Gründe für den enttäuschenden Saisonverlauf gab es mit Sicherheit viele. Am Ende entsprach Tabellenrang 11 genau der gezeigte Mannschaftsleistung. Mehr hatte der TSV Seckmauern in diesem Jahr nicht verdient. Weniger aber auch nicht.

Das Wort „mental“ gab es zu meiner Zeit als Fußballspieler noch gar nicht. Nur eine Zahnpasta, die so ähnlich hieß (Rudi Assauer, Manager Schalke 04).
Waren die Spieler in Gedanken noch in der alten Saison und ruhten sich auf den dort erworbenen Lorbeeren aus? Viele Spieler standen in der Hinrunde neben sich, erreichten nie die Form der Vorsaison. Die erste Halbserie jedenfalls war grausam, garniert mit den „Höhepunkten“ in Langstadt und Groß-Zimmern. Erst am 8.Spieltag wurde der endlich erste „Dreier“ eingefahren (3:0 gegen Richen), der zweite dann am vorletzten Hinrundenspieltag (2:1 gegen Münster). Beide Siege standen auf wackeligen Füßen. Erst mit dem Sieg bei der TG Ober-Roden zur Winterpause hatte man wieder das Gefühl, daß in der Mannschaft mehr steckt, als das, was sie bisher gezeigt hatte. Der „mentale“ Ruck war praktisch zu hören.

Die einzigen Techniker beim HSV vor der Ära von Trainer Pagelsdorf waren die Stadion-Elektiker (Uwe Rahn, Ex-Nationalspieler).
Man wollte fast nur mit spielerischen Mitteln zum Erfolg kommen, keiner wollte sich mehr quälen. Bis man das verinnerlicht hatte, war es fast schon zu spät. Im Laufe der Runde zeigte sich (wieder einmal), daß die eigentliche Stärke des TSV das kämpferische Element ist. So abgedroschen es auch klingen mag: nur über Kampf und Laufbereitschaft kann der TSV Seckmauern auch spielerische Akzente setzen.

Ich sehe in der Bundesliga Spieler, denen springt beim Stoppen der Ball weiter vom Fuß, als ich ihn jemals schießen konnte (Horst Köppel, Ex-Nationalspieler und Trainer).
Das Defizit ist offensichtlich: die Mannschaft kann, wie andere Teams in der Bezirksliga, nicht mit spieleischen Qualitäten glänzen, die wenigen Techniker im Team kann man an einer Hand abzuzählen (Seifert, Krejtscha, Burak). Die Mannschaft muß sich alles erst mit Kampf erarbeiten. So fehlte am Ende dann in vielen Begegnungen die Kraft, um Spiele auch erfolgreich abzuschließen. Hier muß Trainer Ingo Singer in der neuen Saison den Hebel ansetzen.

Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber der Michael Blättel hat sich heute nacht irgendwie im Bett verletzt (Uwe Klimaschefski, Ex-Bundesligaspieler und Trainer)
Seckmauern besitzt eine dünne Personaldecke. Wenn wichtige Spieler ausfallen (Verletzungen, Sperren) ist es schwer, diese adäquat zu ersetzen. Um langfristig in der Bezirksliga bestehen zu können muß der Spielerkader auf mindestens 15 BZ-taugliche Spieler aufgestockt werden.

Da hab ich gedacht, ich tu ihn ihm rein in ihn ihm sein Tor (Horst Hrubesch, Ex-Nationalstürmer und Torjäger).
Im Gegensatz zur deutschen Nationalmannschaft hat der TSV einen Knispser: Markus Krejtscha. An ihm ging die ganze Misere scheinbar spurlos vorbei, obwohl auch er schwache Spiele zeigte. Die sind einem erfolgreichen Torjäger aber schnell verziehen. Mit einer stoischen Ruhe erzielte er seine Tore. Ohne seine Treffer wäre die Mannschaft abgestiegen.

Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß! (Andy Brehme, Ex-Nationalspieler, jetzt Trainer Spvgg Unterhaching) oder Ich habe nie eine Torchance überhastet vergeben. Lieber habe ich sie vertändelt („Ente“ Willi Lippens, Ex-Bundesligaspieler)
Niemand verlangt in dieser Klasse, daß man jede Torchance konsequent nutzt (auch ein Markus Krejtscha vermag das nicht). Aber was speziell die beiden anderen Torjäger (Seifert, Löffler) in vielen Spielen an erstklassigen Chancen ungenutzt verstreichen ließen, ging schon nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut. Und wer keine Tore schießt kann auch nicht gewinnen. Ein bischen mehr Abgeklärtkeit vor dem Tor wäre in der nächsen Runde wünschenswert.

Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte: „Komm, Steffen, zieh deine Sachen aus, jetzt geht´s los.“ (Steffen Freund, Bundesligaspieler)
Als Glücksfall erwies sich in der Rückrunde Ercan Burak. Anfänglich immer nur wenige Minuten eingesetzt, brachte ihn Trainer Singer auf Grund Personalnöte Mitte der zweiten Halbserie von Beginn an. Mit ihm kam endlich der ersehnte Schwung in das eingefahrene System. Unbekümmert, offensiv und immer volle Pulle spielend.

Mein Problem ist, daß ich immer sehr selbskritisch bin, auch mir selbst gegenüber (Andy Möller, Ex-Bundesliga- und Ex-Nationalspieler)
Nach der guten Vorstellung der letzten Runde war die Einführung der Spielerbenotung nach jedem Spiel eigentlich als Schmankerl bzw als Service für den Zuschauer gedacht. Zumal die Beurteilung von Zuschauern vergeben wurde. Als sich dann die Noten wegen schlechter Leistungen der Mannschaft aber auf einem konstant niedrigen Niveau einpendelten, hinterfragten einige Spieler den Sinn dieser Notengebung und von den Verantwortlichen kam dann der STOPP. Da fällt einem nur ein: Eigentor. Nur von wem?

Wenn im Westfalenstadtion der Rasen gemäht wird, stehen hinterher 20 Mann zusammen und erzählen, wie es gewesen ist (über die Fans von Borussia Dortmung) – (Max Merkel, Kulttrainer)
Über mangelndes Zuschauerinteresse braucht sich der TSV Seckmauern nicht zu beklagen. Oft sind bei Auswärtsspielen mehr Seckmäurer Fans zugegen als Einheimische. Auch die Heimspiele sind immer gut besucht. Die Mannschaft spielte zwar nicht gut, dafür waren die Spiele aber oft ungemein spannend.

Der Basler spielt wie ´ne Parkuhr. Er steht rum und die Bayern stopfen Geld hinein (Max Merkel, Kulttrainer).
Bis auf Spielertrainer Ingo Singer erhält kein Spieler des TSV ein zusätzliches Salär. Dies und die Tatsache, daß, bis auf wenige Ausnahmen, fast alle Spieler Eigengewächse des TSV sind oder mal waren, mag noch ein Grund für das ungebrochene Zuschauerinteresse sein. Seckmauern identifiziert sich mit der Mannschaft. Auch, daß in jüngster Zeit wenige Spieler beruflich gefördert werden, lässt in Seckmauern noch lange keine Darmstadt-Dieburg-Rödermark-Rodgau-Verhältnisse aufkommen. Dafür sind alle Spieler zu sehr mit dem Verein verbunden, sind größtenteils bodenständig und keine Abzocker.

Ich bleibe auf jeden Fall wahrscheinlich beim KSC (Sean Dundee, Bundesligaspieler)
Wirklich erfreulich ist, daß alle wichtigen Spieler dem TSV erhalten bleiben und Abwerbeversuchen anderer Vereine widerstehen konnten. Jetzt gezielt verstärken und einen Kaderstamm von 15 gleichwertigen Spielern zusammenstellen – das wär´s für die neue Saison. In der jungen Mannschaft steckt noch viel Potential.

Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken (Lothar Matthäus).
Nach der glücklich überstandenen letzten Runde, heißt es jetzt Ärmel hochkrempeln und allen zeigen, daß es der TSV Seckmauern besser kann. Bedingungsloser Kampf und Laufbereitschaft gepaart mit technischer Finesse, so wollen wir die neue Runde beginnen und auch beenden. Angsthasenfußball, wie ihn die Vorbilder kürzlich noch zeigten, muß allen aus den Köpfen.

In diesem Sinne


Hätte, wenn und aber, aller nur blödes Gelaber! (Hermann Gerland, Amateurtrainer Bayern München)


01.07.04
Spielerbeurteilungen

Markus Schäfer
Der Stammtorwart verletzte sich kurz nach Saisonbeginn. Nach seiner Genesung entschied er das Duell mit Andy Schreiber, der ihn sehr gut vertreten hatte, knapp zu seinen Gunsten. Reaktionsschnell auf der Linie. Auch im Herauslaufen stark verbessert. Sein Nachteil: seine geringe Größe.

Mark Brohm
Mister Zuverlässig. Seit Jahren in der Stammelf. Spielt konstant gut in der Abwehr. Schwach in der Offensive.

Florian Kislinskiy
Der erste Spieler seit langer Zeit, der es als „Nicht-TSV-Eigengewächs“ zum Stammspieler geschafft hat (der letzte war Thorsten Bätz). Sehr guter Manndecker mit Schwächen in der Offensive.

Jürgen Stier
Seine Austrahlung, sein Stellungsspiel und sein Tackling machen ihn weiterhin zu einem Führungsspieler. Einige (hartnäckige) Verletzungen in dieser Spielzeit warfen ihn jedoch oft zurück. Trotz seines Alters ist er noch nicht zu ersetzen.

Jens Billinger
In dieser Runde zum Defensivspieler umfunktioniert. Spielte er eine durchwachsene Saison. Wegen mangelhafter Spritzigkeit kann der eigentlich kreative Fußballer sein Spiel oft nicht in die Praxis umsetzen.

Alex Wolfstädter
Knallharter, sehr guter Abwehrspieler, der seine offensive Vergangenheit oft nicht leugnen kann. Manchmal Bruder Leichtsinn im Abwehrverhalten. Wenn er fit ist, ist er aus der Mannschaft nicht wegzudenken.

Ingo Singer
Ähnlich wie in der letzten Saison hatte er Pech mit einer Verletzung zu Saisonbeginn. Machte einige gute Spiele, in vielen Begegnungen spielerisch aber nur Durchschnitt. Kann es besser. Einsatz und Kampf stimmen jedoch immer. Wenn er spielt ist er immer noch der „Kit der Mannschaft“.

Thorsten Bätz
Fleißiger Mannschaftsspieler. Spielte eine unauffällige Saison. Liefert immer ein bemerkenswertes Laufpensum ab. Man merkt erst, was man an ihm hat, wenn er mal fehlt.

Manuel Seifert
Nach den überragenden Leistungen der Vorsaison waren die Erwartungen an ihn enorm. Suchte lange seine Form. Konnte sein Potential selten ausspielen. Erzielte als Mittelfeldspieler trotzdem 10 Tore. Seine Stärken: Technik, Kondition, Ehrgeiz, seine Schwächen: zu ballverliebt und er braucht zu viele Chancen für den Torerfolg. Trotzdem: unverzichtbar.

Benjamin Canbolat
Seine fußballerische Entwicklung kam ins Stocken. Fiel zu Beginn der Runde in ein tiefes Loch. Kämpfte sich langsam wieder heran und verdrängte gegen Ende Jens Billinger. Elegante Spielweise. Hat noch jede Menge Reserven.

Markus Krejtscha
Ein Phönomen. Schon in seinem dritten Seniorenjahr hintereinander ein Topscorer. Ohne seinen Torriecher wäre die Mannschaft in diesem Jahr abgestiegen. Kraftvolles Spiel, dabei dribbel- und schußstark. Der Gegenspieler, der ihn ausschaltet, muß schon besondere Leistungen bringen.

Benjamin Löffler
Torjäger mit Ladehemmung. Vergibt zu viele Chancen. Trotzdem einer der Schlüsselspieler, da er wegen seiner Schnelligkeit und Laufbereitschaft Freiräume für andere schafft. Sein Kreuzbandriss in der Endphase dieser Runde wird den TSV auch noch in der neuen Saison schmerzen.

Ercan Burak
Ist d i e Entdeckung der Runde. War über 2/3 der Runde nur Ergänzungsspieler und durfte oft nur ein paar Minuten spielen. Seit dem Match gegen Beerfelden gehört er zum Stamm. Beeindruckend seine freche, unbekümmerte Spielweise als Noch-A-Jugendlicher. Filigrantechniker. Kaum vom Ball zu trennen. Ist ein belebendes Element.

Michael Walther
Als es eng wurde half er nochmals aus. Immer noch das fleissige Bienchen. Unspektakuläre Spielweise. Enormes Laufpensum.

Harry Bartsch
Edeljoker. Ähnlicher Spielertyp wie Benny Löffler. Kann mit seiner Schnelligkeit immer Löcher in Abwehrreihen reissen. Lässt aber zu viele gute Torchancen ungenutzt. Mit mehr Trainingseinheiten eigentlich ein Stammelf-Kandidat.

Andreas Schreiber
Torhüter der 1b. Machte als Vertreter von Markus Schäfer 17 Spiele in der „Ersten“. Hat längst bewiesen, daß man ihn dort bedenkenlos einsetzen kann. Die Unterschiede zum jetzigen Stammtorwart sind minimal. Könnte auf dem Platz etwas lauter sein.