(aus fupa.net vom 6.1.18

KOL Dieburg/Odenwald: Die neu formierte SG Klingen will mit Trainer Christian Hansetz aus dem Tabellenkeller


Am 6. August vergangenen Jahres startete der neue Verein SG Klingen, eine Fusion aus TV Nieder-Klingen und TSV Ober-Klingen, in die neue Saison. Gegen die zweite Mannschaft von Germania Ober-Roden gab es eine 1:3 Heimniederlage. Ein Ausrutscher, dachten Außenstehende zunächst.

 

Klingens Abteilungsleiter Horst Petry schwante zu diesem Zeitpunkt allerdings schon böses: „ Wir hatten eine katastrophale Vorbereitung. Unser neuer Trainer Sascha Krichbaum fuhr nach seiner Verpflichtung erst einmal für zwei Wochen in Urlaub – mitten in der Vorbereitung. Zudem hatten uns eine Reihe guter Spieler wie Karsten Luft, Marcel da Silva, Mustafa Zeyrek, Sascha Daab oder Volkan Beser verlassen. Als es dann nicht lief, kamen die Spieler kaum noch zum Training“. Die Folgen waren für die Mannschaft und das Umfeld dramatisch. In der Folge gingen sieben weitere Spiel verloren. Den Tiefpunkt gab es Anfang September, als man bei Viktoria Schaafheim mit 0:10 unter die Räder kam. Danach erklärte Sascha Krichbaum, der bei der SG seine erste Trainerstation im Aktivenbereich angetreten hatte, seinen Rücktritt.

 

In dieser Situation kam Heinz Petry, der Bruder von Horst und Vorsitzender des TV Nieder-Klingen, auf die Personalie Christian Hansetz. Mit dem in Südhessen bestens verorteten Fußballlehrer hatte er in früheren Zeiten gemeinsam Fußball gespielt. Das ist zwar lange her, doch bestand immer noch ein loser Kontakt. Hansetz erbat sich Bedenkzeit und schaute sich das Team zunächst an. In Seckmauern verlor man mit 0:2 Toren, die Woche darauf zuhause gegen Groß-Bieberau mit 0:5. Dennoch entschloss sich Hansetz, die scheinbar unmögliche Mission anzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das punktlose Schlusslicht einen Rückstand von acht Punkten auf den Tabellenvorletzten, weitere zwei Zähler auf den ersten sicheren Tabellenplatz.

 

„Viele in meinem Umfeld haben mich für verrückt erklärt, als ich die Mission angenommen habe. Aber ich sage immer: einfach kann jeder“, erklärt Hansetz, der zuletzt den Kreisoberligisten SG Modau trainiert hatte und die Mannschaft bei der Übernahme aus der Abstiegszone führte. Gleich im ersten Spiel unter seiner Verantwortung gab es einen 1:0 Erfolg beim KSV Reichelsheim. Es folgte eine Woche später das 2:0 gegen den TSV Langstadt. Nach zwei knappen Niederlagen erreichte man ein 1:1 Remis bei Viktoria Klein-Zimmern und schließlich noch vor der Winterpause ein 2:1 Erfolg in Lützel-Wiebelsbach. Mit 10 Punkten hat man nun Kontakt zum Trio Langstadt, Lützel-Wiebelsbach und Steinbach hergestellt. Der Klassenerhalt ist plötzlich keine Utopie mehr. „Wir haben reelle Chancen, den möglichen Abstieg noch zu vermeiden“, sagt Hansetz. „Im direkten Vergleich mit den drei vor uns stehenden Vereine haben wir sogar Vorteile“.

 

Dennoch gibt es noch viel zu tun. In der Wechselperiode im Januar wird man personell nicht nachlegen. „Da fehlen uns die finanziellen Mittel“, bekennt Horst Petry. Zumal Trainer Hansetz glaubt, dass wenn die Mannschaft mitzieht, er ohne Verstärkungen auskommen kann. Das soll der Schlüssel zum Erfolg sein. „Ich habe derzeit einen Kern von acht Kickern, die bedingungslos hinter meinem Konzept stehen. Ich wünsche mir, dass noch mehr hinzu kommen“. Das Konzept heißt Fleiß und Disziplin. Nach Meinung mancher Trainerkollegen sind das sogenannte Sekundärtugenden. Das ficht Hansetz jedoch nicht an. Körperliche Fitness sind nach seiner Meinung die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Spiel auf dem Platz. Unter anderem daran hatte es bei den Kickern der SG Klingen gehapert. Dreimal Training pro Woche hat Hansetz nun eingeführt. Trotz bescheidener Trainingsbeteiligung in den ersten Wochen kniete er sich in die Vorbereitung jeder Trainingseinheit rein: „So ein lockeres Gekicke, nur weil wir vielleicht nur zu viert auf dem Platz waren, das gibt es bei mir nicht. Die Ernsthaftigkeit habe ich den Spielern vermitteln können. Als dann auch noch der sportliche Erfolg dazu kam, hat meine Überzeugungsarbeit Früchte getragen“.

 

Bereits am 13. Januar ist wieder Trainingsbeginn bei der SG Klingen. An der Fitness der Spieler will Hansetz weiter arbeiten. Ob er sein Engagement über die Saison hinaus verlängert, hängt nicht vom Klassenerhalt ab. Eine spiel- und wettbewerbsfähige Mannschaft ist sein Ziel. Da wäre auch ein möglicher Abstieg nicht so schlimm, wenn die Perspektiven insgesamt stimmen. Doch zunächst richtet sich das Augenmerk der Verantwortlichen der SG Klingen auf den Ligaverbleib. Seit der Verpflichtung von Christian Hansetz ist das kein unmögliches Unterfangen mehr.

 


 

Hintergrund

Die SG Klingen ist aus der Fusion von Kreisoberligist TV Nieder-Klingen und dem C-Ligisten TSV Ober-Klingen entstanden. Beide Vereine gehören zur Gemeinde Otzberg. Im Ortsteil Lengfeld spielt der TSV Lengfeld ebenfalls in der Kreisoberliga Dieburg/Odenwald. Mit der Fusion wollten die beiden Clubs ihre immer größer werdenden personellen Probleme in den Griff bekommen und Ressourcen gemeinsam nutzen. Dabei war von Anfang an klar, dass Ober-Klingen im Wesentlichen die Spieler für die zweite Mannschaft, der TV Nieder-Klingen als einer der ältesten Dieburger Kreisoberligisten die Akteure für die erste Mannschaft in der Kreisoberliga stellt. In seiner ersten Saison nach der Fusion entwickelte sich die sportliche Situation aber nicht wie gewünscht. Die Kreisoberligaelf steht derzeit auf dem letzten Tabellenplatz, die zweite Mannschaft in der Kreisliga C Dieburg einen Platz vor der Abstiegsrelegation.