(aus echo-online.de vom 23.01.10)
Mühsamer Kampf gegen den freien Fall
Fußball: SV Groß-Bieberau sieht Verletzungen und Spielerabgänge als Grund für Misere

,,Der Abstieg wäre für uns fatal", sagt der neue Abteilungsleiter des Fußball-Kreisoberligisten SV Groß-Bieberau, Thorsten Schulze. Betrachtet man sich die Tabelle, so spricht allerdings einiges gegen den Fußballclub, dem der freie Fall von der Gruppenliga in die Dieburger Kreisliga A droht. Immerhin beträgt der Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz elf Punkte, anderseits sind aber auch noch 13 Spiele zu absolvieren.

Thorsten Schulze war bei der Übernahme der Abteilungsleitung im Oktober klar, dass die sportliche Situation kritisch ist. So sah er sich in der Trainerfrage zum Handeln gezwungen. Der erst im Juli angeheuerte Bernd Kuhl als Spielertrainer konnte im Abstiegskampf keine positiven Akzente mehr setzen. ,,Bernd hat eine gute Arbeit geleistet und hat gut zu uns gepasst. Aber wie bei den Profis ist irgendwann der Zeitpunkt erreicht, wo es bei mangelndem Erfolg nicht mehr weitergeht. Deshalb mussten wir die Reißleine ziehen", bedauert Schulze die Entwicklung. Mit Holger Claus hatte er schnell einen Nachfolger gefunden. Der soll jetzt, zusammen mit der Mannschaft, die fast unmögliche Mission doch noch zu einem guten Ende führen.
Der SV Groß-Bieberau, in den achtziger und neunziger Jahren ein gestandener Bezirksoberligist mit stetem Drang Richtung Landesliga, hat sich zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt. Der erste Abstieg aus der Bezirksoberliga (jetzt Gruppenliga) konnte zwar wieder wettgemacht werden. Zurück in der Gruppenliga lief aber wieder nichts zusammen, was den langjährigen Trainer Peter Hernandez-Allmann (er ist heute beim Ligakonkurrenten TSV Lengfeld erfolgreich) das Handtuch werfen ließ.

Marco Buxmann als Interimstrainer konnte das Ruder nicht herumreißen. Am Ende stand der abermalige Abstieg in die Kreisoberliga. Hier sollte nun der vom FC Ober-Ramstadt gekommene Bernd Kuhl für einen Neuaufbau sorgen. Doch daraus ist nichts geworden. Die Bilanz ist deprimierend: 14 Niederlage, fünf Siege.
Als Gründe für die Misere sieht Schulze Verletztenprobleme und Abgänge wichtiger Spieler. So wechselte Torjäger Frank Ester zum FC Fürth. ,,Er fehlt uns sehr, weil wir im Zentrum vorne nun keinen Knipser mehr haben", sagt Schulze. Der junge Peter Braune war im Spiel nach vorne oft auf sich allein gestellt, der zurückgekehrte Dominik Silhanek bis November gesundheitlich außer Gefecht. So ist derzeit Mittelfeldspieler Stefan Blaha bester Torschütze - mit sechs Treffern.

Eine Vielzahl weiterer verletzter Spieler kam hinzu, so dass in den letzten Wochen vor der Winterpause sogar die vereinsinterne Stürmerikone und Vorstandsmitglied Haydar Demirci ebenso die Fußballschuhe wieder schnürte wie die ehemaligen Stützen Dirk Straschil und Christian Buxmann. Der erhoffte Erfolg blieb aber aus. Die Mannschaft erzielte am vorletzten Spieltag 2009 zwar beim damaligen Tabellenführer Viktoria Urberach ein 1:1, doch es folgte eine bittere 2:3-Heimniederlage gegen den KSV Reichelsheim.

Auf der Suche nach Sponsoren stehen die Fußballer im Schatten von Handball-Zweitligist TSG Groß-Bieberau. So muss man sich in Bescheidenheit üben, die Frage nach Verstärkungen in der Winterpause hat sich deshalb erst gar nicht gestellt. Schulze räumt aber auch ein, dass es der Verein in der Vergangenheit versäumt habe, sich punktuell zu verstärken. So haben Spieler aus dem zweiten Team die Kreisoberliga-Elf verstärkt und A-Jugendliche die zweite Mannschaft gestützt, die als Letzter der A-Liga allerdings dem Abstieg entgegentaumelt.
So schlimm es derzeit um den Aktivenfußball steht, ist andererseits der Jugendbereich das große Plus - für alle Altersklassen sind Mannschaften gemeldet. ,,Bei der Jugendarbeit sind wir an führender Stelle in Groß-Bieberau", betont Schulze, der optimistisch bleibt: ,,Ich bin überzeugt davon, dass wir den Kopf noch aus der Schlinge ziehen. Alle Akteure sind genesen und stehen Trainer Holger Claus zur Verfügung."

Tatsächlich scheint der Klassenerhalt kein unmögliches Unterfangen zu sein, schließlich hat die Mannschaft in der Saison gezeigt, dass sie mit fast jedem Team der Liga mithalten kann. Auch wenn der erste Gegner nach der Winterpause nicht eben geeignet ist, um Selbstbewusstsein für den Aufstiegskampf aufzubauen: Am 28. Februar startet der SV Groß-Bieberau mit einem Spiel bei Tabellenführer SV Münster in das letzte Drittel der Punktrunde.