(aus echo-online vom 11.07.22

Reichelsheimer Neuaufbau nach Totalabsturz

 

REICHELSHEIM - (nik). Es war der schlimmste anzunehmende Fall, den eine Fußballmannschaft ereilen kann: Dem KSV Reichelsheim kamen in der letzten Saison seine Leistungsträger abhanden, wodurch sich der Club zum Abmelden gezwungen sah. Jetzt hat sich der KSV konsolidiert und setzt auf einen Neuaufbau in der Kreisliga A.

 

Sechs Stammspieler hatten den Verein verlassen, dazu gesellten sich einige Verletzungen. Und vielleicht hat man auch zu spät kommuniziert, dass mit Marco Flick einer der arriviertesten Trainer der Region die sportliche Verantwortung übernehmen würde. Gerade Flick kann eine Mannschaft begeistern und Spieler über das Training entwickeln. Eigentlich hatten die Reichelsheimer alles richtig gemacht – und dennoch ging alles schief. Das Resultat ist bekannt: Nach einem anfangs hoffnungsvollen 2:1-Sieg gegen Germania Ober-Roden II, der bereits unter erschwerten Bedingungen erkämpft wurde, sorgten drei Verletzungen im ohnehin nur noch verbliebenen 16-Mann-Kader für eine immer aussichtslosere Situation. Eine 2:23-Bilanz aus den nachfolgenden Spielen sowie nur noch sieben einsatzfähige Spieler vor dem Spiel gegen Lützel-Wiebelsbach ließen die letzten Hoffnungen vergehen. Der Abteilungsvorstand reagierte, bewertete die Situation als aussichtslos und zog die Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurück. Schon damals war die Perspektive klar: „Wir wollten einen Neubeginn in der Klasse darunter – mit den verbliebenen Stammspielern“, sagt Norbert Leist. Das zogen die Gersprenztaler dann auch konsequent durch: Mit Christian Zeiss kommt jetzt ein 36-jähriger Spielertrainer vom Gruppenligisten FC Fürth, der nach Angaben von Leist nicht nur einige wichtige Spieler mitbringt, sondern wieder Mut und Zuversicht im Club verbreitet, was nach dem Debakel der letzten Spielzeit auch wichtig ist, wie der Abteilungsleiter erklärt, den die vergangenen Monate noch immer heftig anfassen: „Ohne Christian Zeiss hätte ich ehrlich gesagt nicht gewusst, wie wir weitermachen hätten sollen“, lässt der Reichelsheimer tief blicken. Jetzt aber kann der KSV wieder nach vorne schauen: Vom Bergsträßer A-Ligisten SV Winterkasten wechselt mit Nils Arras (20 Tore) und Edwin Untereiner (sechs Treffer) ein durchschlagskräftiges Sturmduo „an die Ruh“. Freude herrscht beim KSV auch darüber, dass Joachim Pfeiffer vom FC Fürth zurückkommt. Vielleicht kann sogar Steffen Hübner, der über ein Jahrzehnt beim KSV eine Bank in der Innenverteidigung war, wieder ins Geschehen eingreifen – wenn es seine Knieverletzung zulässt. In der Defensive scheinen die Gersprenztaler für die neue Spielzeit ohnehin gut aufgestellt zu sein: Robby Weimar, ein Unterschiedsspieler, der im Mittelfeld oder in der Innenverteidigung organisiert und dirigiert, könnte ein entscheidender Mann werden. Gleiches gilt für Vanja Serdar, der in der Defensive sachlich und positiv auf das KSV-Spiel einwirkt. Beide haben in der letzten Saison ebenfalls beim Gruppenligisten FC Fürth gespielt. Der neue Kader umfasst jetzt 28 Spieler. Einziger Wermutstropfen ist die Abmeldung der Reserve in der B-Liga, der Fokus soll jetzt auf dem A-Liga-Team liegen.

 

Auch auf den Nachwuchs kann der KSV bauen, denn die Reichelsheimer sind durchgängig besetzt, erwarten gut ausgebildete A-Junioren und freuen sich auf einen Boom bei der eigenen Fußballjugend. Der KSV jedenfalls will eine stabile Runde spielen und möglichst nicht in den Abstiegsstrudel geraten.