Fastnacht: Der Carneval Club Seckmauern lässt es bei zwei Prunksitzungen
zum 33. Jubiläum richtig krachen
Bei Prunksitzungen im Doppelpack - Freitag und Samstag - füllte der
Carneval Club Seckmauern (CCS) die Steinbachtalhalle bis auf den letzten
Platz. Der Elferrat, an der Spitze Präsident Jürgen Schäfer, hielt, was
er versprochen hatte, und präsentierte im 33. Jubiläumsjahr närrischen
Spitzenleistungen.
Den Auftakt machten die kleinsten Tänzerinnen und Tänzer - passend zu
den eisigen Temperaturen draußen. Kaum aus dem Windeln, zeigten sie
ihren Eisbärentanz. Auch die Purzelgarde, kaum älter, bewies, dass nur
wer früh anfängt, später ein klasse Funkenmariechen werden kann.
Trainiert wurden die »Minis« von Julia Berndgen und Tamara Prostmeyer.
»Mir sind schon ganz fertig, mir sind schon ganz schlapp, unser Papa
macht Diät und mir nemme ab« - auch in der Bütt bewies der Nachwuchs
karnevalistisches Talent. Lisa Hener und Lena Schäfer plagte der Kampf
gegen Papas Übergewicht. »Selbst zum Joggen hat er den Rucksack nicht
vergesse, denn unterwegs braucht man ja was zu esse«. Ganz souverän
meisterten die beiden Mädchen ihren humoristischen Dialog.
Naturtalente aus Bayern
Wenn zwei Odenwälderinnen im Wartezimmer sitzen und eine urkomische
»Alte« davon Mariechen heißt, können sie nur aus Breitenbrunn kommen.
Bernd Olt und Tochter Katharina Grimm sind Naturtalente, wenn es darum
geht, das Publikum zu amüsieren. »Meine Rente langt, nur in den letzten
28 Tagen des Monats wird’s knapp«, klagte »Bauerntrampel« Mariechen der
vornehmen Waldtraut. Als Hobby-Regisseurin wusste diese Abhilfe. Wie
wäre es mit ein paar Cent mehr durch kurze Theatereinlagen als
Unterhaltung von Toilettenbesuchern? Mariechen war durchaus angetan von
der Idee, als »Senora Klosetta« oder »Misses Inkontinenzo von
Bradebrunn« am stillen Örtchen in Erscheinung zu treten.
Pechschwarzer Humor
»Willst du ne große Beerdigung, muss du früh sterben, bist du alt,
kommen nur die Geier«, behauptete einer, der vom Begräbnis kam.
Tiefschwarzen Humor bewies hierbei Bernd Lenk. Beim Leichenschmaus komme
so manch familiäre Wahrheit ans Licht. »Da sag ich doch zu meiner Frau,
ich will keinen Tropf und keine Maschine, die mich am Leben hält.« Die
reagiert prompt: »Gut, dann kommen der Fernseher und das Bier eben weg.«
Musikalisch pendelte das Stimmungsbarometer zwischen dem Lied »Wir
hatten einen Kameraden« bis zu Polonaise und Humba Tätärä in später
Stunde. Auch für den Wörther schwappte die »Applaus-Welle« durch den
Saal. Nicht ohne Seitenhieb auf seine bayerische Herkunft entließ ihn
Sitzungspräsident Jürgen Schenk: »Weißt du, warum die Bäume zwischen
Wörth und Seckmauern gefällt wurden? Damit ihr besser ins gelobte Land
schauen könnt.«
Schrill, wie es schriller nicht geht, kam »Schondall« alias Dr. Detlef
Eichberg als Ex-Geliebte Mario Barts daher. Von tief unter die
Gürtellinie bis in die Höhen deutscher Spitzenpolitik setzte »sie« die
Pointen. Dabei ging es von der Beschwerde im überfüllten Bus (»Ich hab
kein Wasser zwischen den Beinen, und bei dir schlägt die Wünschelrute
aus?«) über Sinnfragen (»Wir regen uns auf, scheißt uns ein Vogel auf
den Kopf, und ein Buddhist freut sich, dass Kühe nicht fliegen können«)
bis zum Regierungstraumpaar (»Auf der einen Seite weiblich, auf der
anderen Merkel«). Auch über die deutsche Wirtschaft wusste Schondall
Bescheid: »In der DDR hat man erst verstaatlicht, dann
runtergewirtschaftet, heute macht man es genau andersherum.«
Ständchen zum Geburtstag
»Ich bin der Schornsteinfeger Friedel Mück und bring euch Glück«: Mit
seiner Gitarre zählt Jörg Schäfer zum festen Bestandteil der Seckmaurer
Fastnacht. Als Schornsteinfeger trieb er allerhand Unfug, etwa mit dem
Sitzungspräsidenten, genannt »Groppe«. »Dem Groppe hab ich von seinem
eigenem Ruß ein Tütchen für fünf Euro verkauft, denn Ruß hilft, sich
besser zu konzentrieren.«
Weiter lieferte Schäfer ein Geburtstagsständchen zum Jubiläum »33 Jahren
CCS«. Sein Loblied: »Die schöne Gardemädche, der Elferrat, die
Büttenred', ich wüsst nicht wie es wär, wenn man sie nicht hätt'«.
Entlassen wurde er unter tosendem Applaus nicht ohne die muskalische
Zugabe »Oh Du Eierloch.
Mords-Spaß verbreiteten die »Seckmaurer Trauerschnallen« als Schwarze
Witwen Claudia Wolfstädter, Simone Hener, Annette Raitz, Marion Schäfer,
Heike Schulz und Birgit Hillerich, am Akkordeon begleitet von Ottmar
Brohm. Warum auf dem Friedhof gießen? »Der hat in seinem Leben genug
gesoffen, jetzt ist er trocken.« Weiter hieß es: »Kompostierung statt
Einäscherung ist zu verstehen, denn selbst Grüne müssen mal gehen.«
Das Ergebnis ihrer Chartshow präsentierten die Alten Herren (AH) vom
Turn- und Sportverein. Seit Jahren ein Highlight der Prunksitzung,
ließen sie das Publikum über die Darbietungen der Vergangenheit
abstimmen. Mit dem Besten aus elf Jahren ließen sie es auf der Bühne so
richtig krachen: ob mit dem Chor aus »Sister Act«, den drei »Rosaroten«
aus dem Raumschiff Enterprise, dem Papst »et Karnivali et Seckmauri« aus
dem Jahr 2006 oder dem Baby-Sitter-Boogie von 1997. Auf dem zweiten
Platz der Chartshow landeten die Römer des Jahres 1998 und überraschten.
Lauthals feierte Bürgermeister Uwe Olt seine närrische Bühnenpremiere
als »Herr des Römerkastells Lützelbach«: »Was Seckmauern hier bietet,
ich sagÚ's mit Bedacht, ist besser wie Mainz, wenn es sing und lacht«.
Auf Platz eins brachten die singenden und swingenden drei Tenöre des
Jahres 2005 das Publikum zum Toben. Nicht gelten ließ Präsident und
Publikum den von AH-Chef Rüdiger Stapp angekündigten Bühnenabschied.
Beim »Faschingsfest der Volksmusik« bewies das Männerballett
Schauspieltalent. Dabei zogen Maria und Margot Hellwig, Tony Marshall,
Heino, Roberto Blanco und sogar die Jacobs Sisters über die Bühne.
Tänzerische Highlights
Mit ihrem Temperament begeisterten nach Minis und Purzelgarde die Kleine
Garde unter Leitung von Nina Friedl und Dorina Hupe, die Mittlere
Garde, trainiert von Renate Wolafka und Denise Czekala, die
Nachwuchsgarde unter Regie von Andrea und Jenny Väth und mit
professioneller Spitzenleistung die Große Garde unter Leitung von Andrea
Väth. Großes Talent bewies Carolin Beck, trainiert von Jenny Stapp, als
Solo-Tänzerin.
»Aerobic« war das Tanzthema der »Cherry Ladies«. Talent gepaart mit
jeder Menge Charme bewiesen sie unter Leitung von Nadine Sauer und
Jessica Raitz. Temperamentvoll entführten die »Django-Peppers« mit ihrer
»Almgaudi« in hohe Berge. Im Schottenrock präsentierte sich das
Männerballett und zeigte akrobatische Einlagen unter der Leitung von
Nadine Schnellbacher. |